Erlebnisbericht - Ein Lloyd Alexander TS zeigt es den Eidgenossen!
Das Abenteuer beginnt in Österreich. Treffpunkt: Donnerstag 1.9.2016 um 18:30 Uhr auf der Oldtimer-Raststation Pack (wie passend!). Die Wettervorhersage ist sehr optimistisch. Bis Sonntag soll in Westösterreich sonniges Wetter herrschen. Es hat so schön begonnen. Bis zum Grenzübergang Bad Klein-Kirchheim hat die Vorhersage gepasst. Aber jetzt: Eine Wolke wird undicht. Es schüttet wie aus Kübeln. Mit Mühe kann ich meinen Lloyd auf der Strasse halten. Gerald Maftievici auf Arabella hat auch so seine Mühe. In Pörtschach hört die Waschlerei endlich auf. Entlang des Wörthersees geht es über Krumpendorf, Pörtschach, weiter bis Villach Hbf. Die kundenfreundliche ÖBB hat uns den Autoreisezug (ARZ) von Graz nach Villach verlegt. Mit 30 Minuten Verspätung geht es kurz vor Mitternacht nach Feldkirch. Mit Gerald samt Navi voraus geht es am Freitagmorgen über Liechtenstein zum Walensee. Eine herrliche Landschaft mit vielen Bergspitzen, darin eingebettet der Walensee umgeben von saftigen Wiesen.
Freitag 2.9.2016: Um 13:00 Uhr ist Fahrerbesprechung für die Freitag - Sonderfahrt im Hotel Römerturm in Filzbach. Vom Hotel Römerturm geht es im Konvoi nach dem Klausenpass punktgenau zur Startlinie in Linthal. Hier beginnt das einst schwierigste Bergrennen der Welt in den 1920er und 1930er Jahren von Linthal auf den Klausenpass. Die Streckenlänge beträgt bis zum Zielhaus 21,5km. Den Streckenrekord hält bis heute Rudolf Carraciola mit einer Siegerzeit von 15 Min. 50 Sec. auf einem Mercedes-Benz W25 mit einer Durchschnittsgeschwndigkeit von 81,45 km, gefahren am letzten Rennen 1934. Damals, auf der Naturstrasse, die aus militärstrategischen Gründen gebaut wurde, sind 136 Kurven (davon 57 Kehren) zügig zu durchfahren. Frauenpower gab es hier auch, um Beispiel durch Elisabeth Junek aus Prag. Die Rennstrecke bietet eine atemberaubende Kulisse mit einigen Serpentinen am Beginn, seitlich hochführenden Bergwiesen, einem flachen Streckenteil (dem Urnerboden) mit Kühen auf- und neben der Fahrbahn, was manchmal zu unerwarteten Engpässen führen kann, ein paar urige Gaststätten, und vielen historischen Jaguars die uns auf der Strecke entgegenkommen. Am Ziel in 1940m Seehöhe thronen Gemsfairenstock, die Clariden und das Märcher Stöckli in stonehenge-artiger Kulisse. Beim einzigen originalen Zielhaus in Europa wurde die erste automatische Zeitmessung 1932 bis 1934 angewandt. Ein gefüllter Wasserschlauch quer über die Strasse (=Ziellinie) gelegt als Auslöser für die Kamera, die die Stoppuhr fotografierte, der Zielfilm war erfunden!
Bei der Talfahrt vom Klausenpass stehen uns ein paar desorientierte Kühe im Weg.Der Ehrenpräsident der Borgward IG Schweiz muss aussteigen und einschreiten. Er zeigt Kuh Nr.1, wo es langgeht. Die Kuh legt unerwartet den Retourgang ein. Abermals ist Orientierungshilfe gefragt. Die jetzt folgenden Autos müssen ebenfalls ausweichen. Langsam normalisiert sich die Situation.
Der Abend klingt im Hotel Römerturm in Filzbach aus. Ab 19.30 Uhr sammeln sich die Borgward-Freunde zum gemeinsamen Abendessen. Der Saal füllt sich, als letzte erscheint die Aktuarin des Clubs, Margarida Alho. Sie kommt geradewegs von einer Entdeckungsreise mit einer besonderen Spezies - den Flattermüüs bzw Fledermüüs, organisiert vom WWF für Kinder. Margarida war von ihrer Tour gezeichnet. Ich klinke mich um 23:45 Uhr von der geselligen Runde aus, Gerald und eine Handvoll Borgward Fahrer heben noch einen Klaren (oder auch zwei).
Samstag 3.9.2016: Der nächste Tag führt in das Städtchen Elm. Seit 2011 gibt es im Glarnerland nur 3 politische Gemeinden: Glarus Nord, Glarus und Glarus Süd. Das Städtchen Elm liegt am hintersten Teil des Sernftales, umringt von prächtigen Berggipfeln, speziell zu erwähnen die Tschingelhörner mit dem berühmten Martinsloch. Der Sage nach zählt der Schäfer Martin täglich seine Schafe. Aber jeden Tag fehlt eines. Der Nachbarjunge klaut eines nach dem andern. Martin stellt den Dieb, der Dieb flüchtet und Martin schleudert seinen Hirtenstab hinterher, verfehlt den Dieb, der Speer bleibt im Boden stecken. Als er ihn rauszieht, sprudelt es heraus - Urquell des Elmer Citro...
In Elm ist das schwarze Gold des Sernftales seit Jahrhunderten ein gutes Geschäft: Schiefer. Durch den Abbau entstehen Risse und der Berghang senkte sich. Mangelnde Kenntnisse im Bergbau führten am 11.9.1881 zu drei verheerenden Felsstürzen. Der Berg rutschte ab, das Gestein überrollte den Ort 1 km in den Ortskern. 114 Menschen starben. Der Wiederaufbau dauerte 40 Jahre. Der Schweizer Bundesrat macht einen Spendenaufruf öffentlich - 60 Millionen Franken werden gesammelt. Nur die 1898 gegründete Schiefertafelfabrik überdauerte die Katastrophe. Hier entstanden Schultafeln, später Jasstafeln und Souvenierartikel. Schiefertafeln wurden bis 1970, Spieltafeln bis 1984 erzeugt. Heute ist es die einzige noch funktionstüchtige Schiefertafelfabrik in der Schweiz. Elm besteht aus vielen alten Holzhäusern mit 6-teiligen Fenstern im alpinen Blockbau errichtet. Diese Bauweise benötigt keine Nägel und Schrauben, die Balken sind nur am Ende gezinkt. Es braucht auch keine Chemie zur Isolierung. Mutter Natur erledigt das.
Elm hat noch andere Kostbarkeiten: Das Zentnerhaus, erbaut 1700, Quartier des russischen Generals Suworow. Das älteste Wildschutzgebiet Europas seit 500 Jahren. Ski Champion Vreni Schneider mit 100 Stockerl-Plätzen.
Eine Ortsbesichtigung beendet den Ausflug. Die Borgwards + Lloyds treten die Rückfahrt zum Hotel Römerturm an. Der Römerhof hat sich beim Abendessen für seine Gäste etwas einfallen lassen. Alle Gäste bekommen zeitgleich das Essen vorgesetzt. Die gesamte Kellnerschar steht Spalier und hebt die Cloches. Borgward- und Lloydfahrer sind halt echte Feinschmecker!
Sonntag 4.9.2016: Eric erläutert die Sonntagsroute. Wie gewohnt gibt es keine Streckenänderungen. Die Fahrt beginnt mit dem Abstieg Kerenzerberg, Überquerung Lindt, am Ostufer des Walensees bis Betlis. 12:15Uhr: Sammeln zur Einbahn - Durchfahrt (Kopf einziehen empfohlen), nur 7 Min. Zeit, danach Gegenverkehr und kein Platz zum Ausweichen. Nach 10 Min. erreichen wir historischen Boden beim Restaurant Strahlegg. Man kann ca. 20 Min. zur Rhinquelle mit Seerenbach-Wasserfall spazieren. Rückfahrt nach Weesen, weiter hinauf nach Amden, über etliche Serpentinen ins Restaurant Holzstübli (1260m Seehöhe). Es ist Zeit für eine gute Jause, die Raucher dürfen sich auf der Terrasse einen Glimmstengel genehmigen. Letzte Benzingespräche, Gerald und Wolfgang verabschieden sich von einem denkwürdigen Treffen. Ein besonderer Dank an Eric Alho, der für einen geordneten Ablauf in einer wunderschönen Gegend gesorgt hat.
Wolfgang Führbas - Lloyd Alexander TS Fahrer aus Leidenschaft!
G 930 JJ
G 930 JJ